Eine Einladung des Lebens zu leben
- Dr. Michael Lierow
- 8. Dez. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Das Leben wirft dich manchmal an Orte. Orte, an denen du noch nie zuvor warst, die dir aber dennoch irgendwie vertraut erscheinen – vielleicht sogar wie ein Zuhause. Es fühlt sich an, als wärst du schon oft dort gewesen. Der Geruch, das Licht, der Boden – alles scheint etwas widerzuspiegeln, das einst tief in dir einen Abdruck hinterlassen hat. Du erinnerst dich, und du fühlst.
Und du fragst dich: Wie kann das sein?
Es ist ein Gefühl von Wärme, von Geborgenheit, fast wie in einem Mutterleib. Und zugleich empfindest du eine stille Traurigkeit, vielleicht sogar einen Verlust, wenn du diesen Ort wieder verlässt und dich erneut auf die geschäftigen Straßen hinauswirfst.
Vielleicht bekommt der Ort heutzutage einen Stern in GoogleMaps, und jedes Mal, wenn du ihn auf der Karte siehst, zaubert er dir ein Lächeln ins Gesicht und schenkt dir ein bisschen von der Wärme zurück.
Wir sehnen uns so sehr nach dieser Verbindung, nach der Sicherheit und Geborgenheit, einfach zu sein. Zu fühlen und gefühlt zu werden. Zu halten und gehalten zu werden. Einfach eine Weile innezuhalten und ein Bad in dem zu nehmen, was uns geboten wird. Vielleicht ist es die Natur, vielleicht das Lächeln von Menschen oder einfach ein alter, abgenutzter Holzboden in einem Café, zusammen mit großen, grünen Blättern und dem Duft von frisch geröstetem Kaffee.
Die Einladung ist, innezuhalten und das Geschenk wahrzunehmen. Wahrzunehmen, wie die verspannten Muskeln sich lösen und ein Seufzen unseren gestressten Körpern entweicht. Sanftheit kehrt in unsere Augen zurück, und plötzlich schleicht sich ein magisches Lächeln auf unser Gesicht. Danke, Leben, für dieses wunderschöne Geschenk. Beinahe hätte ich diesen Ort, diese Energie, diese warme Verbindung verpasst. Beinahe wäre ich vorbeigeeilt, beschäftigt mit meinem Ego, meiner To-do-Liste und all den anderen „superwichtigen“ Dingen des Tages. Beinahe hätte ich die Gelegenheit verpasst, von bloßer Existenz zum wahren Leben zu gelangen – vom bloßen Mitreisen hin zum bewussten Innehalten und Genießen des Moments.
Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich in Jaffa, in der Altstadt von Tel Aviv, in einem kleinen Café. Ich lächle und bin dankbar, diesen Moment nicht verpasst zu haben – so wie ich sicher viele andere jeden Tag verpasse.
Vielleicht reicht dieses kleine Textchen in die geschäftige Posting-Welt voller größerer Errungenschaften hinein und schaut, was passiert.
Und genau jetzt liest du diesen Post immer noch. Vielleicht spürst du, dass etwas davon dich anspricht, dass es deine Neugier geweckt hat. Was ist es? Was steckt für dich darin?
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